Suche und Bau eines Endlagers in Deutschland – Aufbruch 2020
Informationen für Umweltschützerinnen Nr.: 2020-4
FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager + für eine verantwortbare Energiepolitik e.V. Vorstand: Ulrike Brenner (Ellerbach/Holzheim), Monika Hitzler (Kicklingen), Raimund Kamm (Augsburg)
Es schreibt: Raimund Kamm, r.Kamm@anti-akw.de www.atommuell-lager.de
Erstellt: 13.9.20 | Stand: 11/05/23
Wie der Atommüll erzeugt wurde und wird
In Deutschland wurde seit dem 31. Oktober 1957 in Atomreaktoren hochradioaktiver Atommüll produziert. Damals begann die Kettenreaktion im Forschungsreaktor Garching. Dann wurden Re-aktoren in Rossendorf bei Dresden, in Karlsruhe, im bayerischen Kahl, … in Betrieb genommen. In allen Reaktoren wird Uran gespalten.
Dabei entstehen extrem strahlende Stoffe. Nach der Entnahme aus dem Reaktor strahlen die Spaltelemente (viele sagen Brennelemente) mehr als eine Milliarde Mal stärker als die Uranele-mente zu Beginn der Kernspaltungen. Das sind für uns Menschen schwer vorstellbare Größen. In den ersten Jahren klingt die Strahlung schnell ab – und dann immer langsamer. Der Atommüll in den Castoren strahlt noch etwa fünf Millionen Mal mehr als die „frischen“ Uranelemente. Auch nach einer Million Jahre strahlt dieser Müll noch viel stärker als Uran.
Warum ein Endlager tief in der Erde?
Es ist unmöglich, den Atommüll eine Million Jahre zu bewachen. Deswegen sucht man in unserem Land Erdschichten, die in den vergangenen eine Million Jahren stabil und dicht waren. Manche hätten auch gerne eine europäische Lösung. Dabei möge man bedenken, dass Deutschland mit seinen drei verschiedenen Stoffen von Granit, Salz und Ton vermutlich in Europa mit Abstand die besten geologischen Möglichkeiten hat. Eine europäische Lösung fände demgemäß wohl in Deutschland statt.
Warum nicht ins All schießen oder durch Neutronenbeschuss transmutieren?
Der hochradioaktive Müll aus den Atomkraftwerken macht mengenmäßig weniger als ein Prozent des insgesamt dort erzeugten Atommülls aus. Doch in ihm stecken rund 99 Prozent der Gesamt-strahlung des Atommülls. Wenn nur eine startende Rakete explodierte und aus beispielsweise 100 km Höhe der Müll zurück auf die Erde rieselte, könnte auf einen Schlag ein ganzes Land wie Bayern verstrahlt werden. Zudem dürfte der Müll nicht in eine Erdumlaufbahn sondern müsste weiter ins All geschossen werden. Der Energie- und Geldaufwand wäre riesig.
Transmutation meint eine Umwandlung von Stoffen durch Neutronenbeschuss. Dafür muss man den hochradioaktiven Müll erst in seine verschiedenen Stoffe chemisch und physikalisch sortieren. So etwas kann man in Anlagen machen, die früher Wiederaufarbeitungsanlagen (WAA) hießen.
Diese Verfahren sind sehr aufwändig, und können nur einen Teil des vorhandenen hochradioakti-ven Atommülls in weniger langdauernde Nuklide umwandeln. Einige laienhafte Atomkraftbefür-worter propagieren dies zwar. Aber kein Atomkonzern Deutschlands hat dies ernsthaft zu entwi-ckeln versucht. Das ‚Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung‘ (BASE) schreibt hier-zu: https://www.endlagersuche-infoplattform.de/SharedDocs/Faktencheck/Endlagersuche/DE/transmutation_artikel.html
Mehrmals ist bisher die Suche nach einem Endlager in Deutschland gescheitert
In den 1970er Jahren wurden, um Widerstand zu vermeiden, geheim und vom Schreibtisch aus in der damaligen BRD rund 250 Flecken nach einer Eignung als Endlager untersucht. Der Berg Sohl-höhe am Main im Spessart kam unter die „ersten Acht“. Er wurde aussortiert, weil für eine eben-falls geplante WAA dort nicht genug Wasser zur Verfügung stand. In den Jahren 1973 – 1976 wur-den dann drei Salzstöcke in Niedersachsen zur näheren Untersuchung vorgeschlagen. Gorleben war nicht hierunter. Infolge starker örtlicher Proteste wurde diese Suche abgebrochen.
1977 bot der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht ohne Beteiligung der Volksvertre-tung Gorleben an. In der Folge ließ die Bundesregierung in Gorleben ein oberirdisches Zwischenla-ger sowie ein Erkundungsbergwerk bauen. Quelle. Doch Geologen warnten, dass dort kein dichtes Deckgebirge aber unterirdische Störungszonen seien.
1999 berief die Bundesregierung den AkEnd aus die Atomkraft ablehnenden wie befürwortenden Wissenschaftlern. Gemeinsam erarbeiteten sie bis 2002 einen Vorschlag, nach welchen Kriterien und mit welchem Verfahren ein Endlager gesucht werden soll. Bericht. Doch CDU/CSU, FDP und die Atomkonzerne blockierten den Versuch. Sie sagten: „Wir bleiben bei Gorleben.“
Seit 2013 ein neuer Anlauf, um ein Endlager in Deutschland zu bauen
Im Jahr 2013 wurde im Bundestag von den Regierungsparteien CDU/CSU/FDP und den Oppositi-onsparteien GRÜNE und SPD das Standortauswahlgesetz beschlossen. Es wurde dann im März 2017 fortgeschrieben. StandAG Absicht Die Suche soll von einer „weißen Landkarte“ ausgehen. Grundsätzlich sollen die drei Wirtsgesteine Steinsalz, Tongestein, Kristallingestein (Granit) in Be-tracht kommen. Ein Durchbruch wurde erreicht, weil die GRÜNEN auf eine Ausklammerung Gorle-bens verzichteten und dafür die CSU akzeptierte, dass auch Granit als Wirtsgestein möglich ist. Energiechronik März 2017.
Nachdem im Herbst 2020 grobe Karten veröffentlicht wurden, welche Gebiete in Deutschland prinzipiell geeignet sein können, brach das Desinteresse auf. Jetzt wird heftig diskutiert und tak-tiert. 2031 sollte die Entscheidung über den Standort gefallen sein. Bau und Befüllung sollen dann viele Jahrzehnte dauern. Mit dem Start der Einlagerung wird gemäß Fachleuten nicht vor den 2050er Jahren, eher erst gegen Ende des Jahrhunderts, gerechnet. Allerdings laufen die Sicher-heitsnachweise und Genehmigungen der Zwischenlager bereits in den 2040er Jahren ab. In Gundremmingen am 24. August 2046.
Siehe auch unser Infoblatt „Kein Kilo entsorgt“ (2008, Stand Jan. 21)
Informationen bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
Unsere Bürgerinitiative wendet sich entschieden dagegen, die Endlagerung unseres Atommülls anderen Ländern oder unseren Kindern, Enkeln und deren Kindern und Enkeln zu überlassen!
Fehlerhinweise oder Verbesserungsvorschläge bitte an: r.Kamm@anti-akw.de Danke!