Noch 7 Alt-Atomreaktoren sind sehr gefährlich und entbehrlich: Schnell abschalten!

Schon im Jahr 2009 wiesen wir darauf hin, dass wegen alters- und unfallbedingter Schäden 4 von damals 17 Atomreaktoren nicht liefen, und dennoch unsere Stromversorgung gesichert war. Damals haben wir gefordert: Acht alte und besonders gefährliche Reaktoren sofort abschalten!

Dass die gefährlichen und ohne Entsorgung laufenden AKW gar nicht gebraucht wurden, zeigt uns auch unser Stromexportüberschuss. Im Jahr 2009 betrug er schon 14 Milliarden kWh (14 Terawattstunden, TWh). Sogar im Jahr 2011, als acht alte Atomreaktoren sofort abgeschaltet wurden, haben wir 6 TWh Strom mehr ex- als importiert. Und 2017 erzielten wir gar einen Rekordüberschuss von 54 TWh. Alle AKW zusammen produzierten noch 76 TWh. Zugleich steigen ständig die Kapazitäten von Wind-, Biomasse- und Solarkraftwerken. Leider werden die Möglichkeiten der Energieeinsparung und der Steigerung der Energieeffizienz zu wenig genutzt. Die EU hat deswegen sogar Deutschland verklagt. Aber die Stromkonzerne und ihre Politiker blockieren dies.

Nach der Katastrophe von Fukushima wurden von der CDU.CSU.FDP-Bundesregierung acht alte Reaktoren still gelegt. Und dennoch war, wie wir immer vorgerechnet haben, unsere Stromversorgung gesichert.

Wir haben in unserem Land Erdgas-, Mineralöl- und Kohlekraftwerke mit rund 80 Gigawatt (Millionen Kilowatt) Erzeugungskapazität. Hinzu kommen rund 5,5 GW Lauf- und Speicherwasserkraft- sowie 9,4 GW Pumpspeicherkraftwerke. Biomasse- und Biogaskraftwerke (incl. biogener Anteil im Müll) haben 8,2 GW. Der Strombedarf liegt bei uns seit Jahren zwischen 35 und 82 GW. Insofern kann sogar ohne die wetterabhängig nur schwankend zur Verfügung stehenden 100 GW aus Wind und Licht zu jedem Zeitpunkt der Strombedarf in unserem Land gedeckt werden. Ohne Atomstrom oder Atomstromimporte und sogar noch ohne Lastmanagement, also der Steuerung und Verlagerung des Stromverbrauchs.

Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur BNetzA Stand 7.11.17   PV und Wind geschätzt Ende 2017

Besonders gefährlich ist der verbliebene Block C des AKW Gundremmingen

  • Letzter deutscher Siedewasserreaktor (auch in Fukushima liefen SWR).
  • Er hat im Unterschied zu den Druckwasserreaktoren nur einen Hauptkreislauf. Die Steuerstäbe müssen von unten gegen die Schwerkraft in den Reaktor gedrückt werden.
  • Das gefährliche Spaltelementlagerbecken ist außerhalb des Sicherheitsbehälters und mit über 2.000 verbrauchten und extrem strahlenden Spaltelementen (verharmlosend „Brennelemente“ genannt) gefüllt. Das gilt auch für den Ende 2017 stillgelegten Block B.
  • Bayerns Regierung hat genehmigt, dass in dem Reaktor bis zu 300 (insgesamt 784) Spaltelemente vom besonders viel Plutonium enthaltenen MOX-Typ eingesetzt werden. Und sogar russische WAU-Spaltelemente (wiederaufbereitetes Uran).
  • Das Notkühlsystem entspricht nicht den gesetzlichen Vorschriften!!

Deswegen müssen die zwei Reaktoren des AKW Gundremmingen schnellstens stillgelegt werden! Anstelle dessen können in Reserve befindliche Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke mehr laufen. Das hierdurch zusätzlich erzeugte klimaschädliche CO2 muss und kann woanders ein- gespart werden: Neue Häuser nur noch in Passiv- oder Plushausqualität zulassen, Tempo 120 auf den Autobahnen, Bahn für Personen- und Güterverkehr vernünftig modernisieren, Beendigung aller Flugsubventionen, Fortsetzung der Ökologisch Sozialen Steuerreform usw. Durch konsequenten Zubau von PV- und Windkraftanlagen kann der Einsatz der fossilen Kraftwerke schnell wieder verringert und dann beendet werden.

Verantwortbare Energiepolitik ist machbar

Noch 7 gefährliche, krankmachende und ohne Entsorgung laufende Reaktoren

In Deutschland sind im Jahr 2018 noch sieben Atomreaktoren (netto 9,5 GW) nicht abgeschaltet. Sie sind alle entgegen jahrelanger Propagandabehauptungen sehr gefährlich. Zudem erzeugen sie Atommüll, der für wenigstens eine Million Jahre tödlich strahlt. Für diesen gibt es keine Entsorgung – wir hinterlassen ihn unseren Nachkommen, also etwa 35.000 (!!) Generationen. Bis über 50 Kilometer Entfernung von den Atomkraftwerken erkranken überdurchschnittlich viele Kleinkinder an Krebs. Je näher am AKW, desto mehr.

Deshalb fordern wir:

Den gefährlichen Siedewasserreaktor Block C des AKW Gundremmingen sofort abschalten. Anschließend entsprechend der Gefährlichkeit schnellstmöglich auch die anderen sechs Atomreaktoren für immer stilllegen!

Wir müssen zugleich miteinander für den Atommüll den nach wissenschaftlichen Kriterien bestmöglichen Ort für ein unterirdisches Endlager suchen und in einem transparenten und demokratischen Verfahren festlegen. Das Verscharren des Atommülls im nicht durch eine wasserdichte Deckschicht geschützten Gorlebener Salzstock wäre ein Verbrechen an unseren Nachkommen. Ebenso wie das mit scheinheiligen Argumenten („bei uns ist doch das Land dicht besiedelt“) begründete Verschieben gegen Milliardenzahlungen nach Russland. Suche und Genehmigung wie Bau eines bestmöglichen unterirdischen Endlagers beanspruchen wenigstens 30 bis 50 Jahre. Dennoch wird niemand garantieren können, dass es für 1 Million Jahre dicht bleibt. Aber den Atommüll oberirdisch stehen und die Sicherung unseren Enkeln und deren Nachkommen zu überlassen, vergrößert die Gefahren!

Gute Aussichten auf 100 % EE (Erneuerbare Energien)

Mit überfälligen Verbesserungen beim Energiesparen und der Energieeffizienz sowie konsequentem Ausbau von PV und Windkraft können wir zügig den Atom- und Kohlestrom erübrigen. Heute decken die EE schon 38 % unseres Nettostromverbrauchs.

Die zukunftsfähige Stromversorgung baut auf Dreierlei auf: 1. Lastmanagement (Steuerung flexibler Stromverbraucher wie Kühlhäuser, Luftzerlegungsanlagen, Metallschmelzen, Futtermühlen …) nach Angebot von Strom aus Erneuerbaren Energien (EE), 2. Mix aus EE-Kraftwerken, die überwiegend kostenlosen Treibstoff (Sonne, Wasser, Wind) nutzen, sowie 3. Netzumbau + Speichern (Pumpspeicher-KW, lokale Akkus, power to gas, …).

Dazu wird unser Stromnetz umgebaut. Bisher ist es auf eine Verteilung des Stroms aus zentralen Großkraftwerken zugeschnitten. Zukünftig muss es den überwiegend auf dem Lande dezentral gewinnbaren Strom aus Biomasse, Licht, Wasser und Wind sammeln und verteilen. Da diese Stromgewinnung wetterabhängig ist, braucht sie aber auch den großräumigen Verbund.

Wir können in einer Generation uns annähernd zu 100 Prozent mit EE versorgen. Und das preiswert! Dann hätten wir eine zukunftsfähige Stromversorgung, um die uns die Länder mit den übergroßen Folgekosten für den Abriss der Atomanlagen wie die Lagerung des Atommülls beneiden werden. Und sie wird preiswerter sein als die aus den Kraftwerken, die mit den endlichen und deswegen teurer werdenden Stoffen Erdgas, Kohle, Erdöl und Uran arbeiten. Berechnet man die Kosten für Umweltschäden wie Unfallfolgen ein, ist heute schon der Strom aus Licht und Wind der preiswerteste.

Fehlerhinweise oder Verbesserungsvorschläge bitte an: r.Kamm@anti-akw.de Danke!

Informationen für Umweltschützer Nr. 8 als PDF