Energiepreise D 1991-2016

Gegen die Stromwende wird Stimmung gemacht. Dabei wird behauptet, dass der Strom fürchterlich teuer geworden sei. Die EEG-Umlage wird nicht als das bezeichnet, was sie ist: Investition für eine saubere und mittelfristig auch konkurrenzlos günstige Stromversorgung.

Zahlen zu der Entwicklung von Energiepreisen sind hilfreiches Hintergrundwissen.

Energiepreisanstiege 1991 bis 2016

1991 2008 2016 Anstieg %

1991-2016

Industriestrom*2 6,9 8,8 11 59
Heizöl Haush.  ct/l 26,4 77,1 49,2 86
Erdgas Haush.* 3,6 7,1 6,9 92
Haushaltsstrom* 14,8 21,4 29,3 98
Fernwärme €/GJ 11,9 21,7 23,6 98
Benzin1 0,65 1,40 1,30 100
Preisindex  Lebensh. 70,2 98,6 107,4 53

 

Quelle: Bundeswirtschaftsministerium „Energiedaten“ 5.5.17  (zuletzt angeschaut 17.5.17)

1991 war das erste Jahr nach der Wiedervereinigung Deutschlands, 2008 war das Boomjahr vor der großen Krise. Die Energieimportpreise explodierten. Dies erinnert daran, wie riskant auch preislich die Abhängigkeit von Energieimporten ist  * Cent je Kilowattstunde, ct/kWh  1 1991 noch Normal und 2016 Super. €/l  2letzte Zahl für 2015.

Gerade die Stromgroßverbraucher in der Industrie profitieren von den niedrigen Preisen an der Strombörse. Dreist, dass dann manche dieser Firmen und ihre Verbände über die Strompreisentwicklung jammern.

Für die privaten Haushalte sind der Anstieg der Erdgas-, Heizöl- und Fernwärmepreise genauso spürsam, wie der Anstieg der Strompreise. Aber öffentlich wird hauptsächlich über letztere diskutiert. Das ist dreiste Stimmungsmache einiger Firmen und ihrer Sprachrohre wie die Bildzeitung. Der Anstieg der Mietpreise ist gerade in den Städten viel gravierender.

Schätzungsweise 15 Prozent der Haushalte in Deutschland sind aus unterschiedlichen Gründen arm. In vielen Fällen kann diesen mit Energieberatung und Zuschüssen zu sparsamen Haushaltsgeräten geholfen werden. Diesen Armen kann auch über Sozialhilfe und Kindergeld finanziell unter die Arme gegriffen werden. Sie sind aber kein Grund, die Energiewende und die EEG-Umlage zu stoppen.

 

 

Industriestrompreise in Europa 1995 -2000 – 2010 – 2016

€-Cent/kWh – ohne MwSt. und erstattungsfähige Steuern und Abgaben

Verbrauch 50 Mio kWh. Ab 2008: 20 – 70 Mio kWh.

1995 2000 2010 2016 Veränderung

1995 – 2016

Belgien 5,34 4,98 8,02 7,24 36 %
Deutschland 8,95 5,85 9,18 10,21 14 %
Frankreich ? ? 6,48 7,07
Italien 5,62 6,95 11,07 12,25 118 %
Niederlande ? ? 7,37 6,61
Österreich 6,87 ? 9,50 7,19 5 %
Vereinigtes Königreich 4,74 5,23 8,14 12,51 164 %

Quelle: Energiedaten Tab 29a, BMWi (25.1.17), Eurostat, 2016 tw. vorläufig

 

Ergebnis: Schon 1995, als allgemein noch nicht von der Energiewende die Rede war, lagen die Industriestromkosten in Deutschland höher als in den Nachbarländern. Aber die Betriebe wanderten nicht ab, weil beispielsweise in Deutschland die Stromversorgung sehr zuverlässig war (in 2016 waren die Stromausfälle auf einem Tiefpunkt), es gute Mitarbeiter und einen Rechtsstaat und wenig Korruption gibt. In den letzten 2 Jahrzehnten, in denen einige Industrievertreter gegen die Energiewende Stimmung gemacht haben, sind die Strompreise für die Industrie in Deutschland nur wenig gestiegen.

In den meisten Industriebetrieben machen die Stromkosten weniger als 5 % der Gesamtkosten aus. In einigen stromintensiven Betrieben wie Metallschmelzen, einigen Chemiefabriken oder Papierfabriken ist der Anteil der Stromkosten an den Gesamtkosten hoch. Aber auch diese Betriebe sind nicht abgewandert. Das kleine Deutschland exportiert mehr als Japan oder die USA, was von großer Wettbewerbsfähigkeit zeugt.

Manche schlechte Lobbyisten versuchen jedoch den Eindruck zu erwecken, dass Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit davon abhing, keine Mindestlöhne und keine Energiewende zuzulassen. Wir können diesen Falschrednern mit guten Zahlen und nationalem Stolz entgegentreten.

 

Fehlerhinweise oder Verbesserungsvorschläge bitte an: r.Kamm@anti-akw.de Danke!