Falschbehauptungen des VBEW über Bayerns Stromversorgung im kalten Januar

Der VBEW behauptete, dass die kalten Januartage gezeigt hätten, wie kritisch infolge der Energiewende mittlerweile die Stromversorgung in Bayern werde. Doch die Kraftwerksfakten zeigen Gegenteiliges.

In der Bayerischen Staatszeitung vom 10.2.17 behauptete der VBEW (Verband der Bayerischen Energie und Wasserwirtschaft e.V.) mit Blick auf die kalten Januartage: „Der maximale Strombedarf dürfte in Bayern bei knapp 13 000 Megawatt gelegen haben“ sagt Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie und Wasserwirtschaft (VBEW). Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es in dieser Zeit zu einem großflächigen Stromausfall gekommen wäre. „Alles, was anständig Strom erzeugen konnte, war am Netz“.

Doch die Stromerzeugungszahlen der Kraftwerke, die nachträglich vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg veröffentlicht wurden, zeichnen ein anderes Bild: An den laut VBEW besonders kritischen Tagen 7. und 8. Januar bleib das Gaskraftwerk in Irsching mit einer Leistung von 1400 Megawatt (das entspricht der Leistung eines sehr großen Atomreaktors) außer Betrieb. Die Nürnberger und Münchner Stadtwerke ließen ebenfalls Gaskraftwerke mit vielen hundert Megawatt still stehen. Hinzu kam, dass zwei der drei Atomreaktoren in Bayern, Gundremmingen C und Isar 2, geplant und auch ungeplant viele Tage ausfielen.

Der VBEW, der seit Jahrzehnten die Interessen vorrangig der alten Atom-, Erdgas- und Kohlewirtschaft vertritt, behauptet, gerade auch die Kernkraftwerke würden in Bayern die Stromversorgung sicherstellen. Sowohl die schlechten 2016-Produktionszahlen des Gundremminger Blocks C wie auch insbesondere die übergroßen Schwierigkeiten in unseren Nachbarländern Belgien, Frankreich, Schweiz und Tschechien mit Störungen und Ausfällen in ihren Atomkraftwerken, strafen diese Aussage des VBEW Lügen.

Der VBEW fordert, dass die Lieferanten von Strom aus Erneuerbaren Energien Verantwortung für eine sichere Stromversorgung übernehmen. Das ist berechtigt und dies tut die Branche Schritt für Schritt. Eine sichere Stromversorgung mit dem Ziel etwa im Jahr 2030 nahe 100 % EE-Versorgung zu sein, fußt auf mehreren Bausteinen:

  1. Mix der EE-Arten: Bioenergie, eventuell Geothermie, Photovoltaik, Wasser- und Windkraft
  2. Großräumige Verteilung und Vernetzung auch mit moderner HGÜ-Technik um Wettereinflüsse auszugleichen
  3. Lastmanagement und dies mit flexiblen Strompreisen anreizen
  4. Speicher. Wobei wir heute noch nicht wissen, welche Speicher technisch und ökonomisch das Rennen machen werden. Gegenwärtig klagen übrigens gerade die Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland. Österreich und der Schweiz, dass sie unterbeschäftigt sind.

Es ist allerdings schon Jahrzehnte überfällig, dass der VBEW Verantwortung für den von ihm mitverschuldeten Atommüll übernimmt! Dieser bleibt über 1 Million Jahre tödlich strahlend. Und auch 50 Jahre nach Inbetriebnahme des ersten kommerziellen AKW in Bayern ist noch kein Kilogramm des in den bayerischen AKW erzeugten hochradioaktiven Atommülls entsorgt.

Berechtigt ist der Hinweis des VBEW, dass Bayern infolge der Politik der Staatsregierung immer abhängiger wird von Energie- und bald auch Stromimporten. Bayern soll nicht autark sein, aber im Prinzip soll etwa so viel Strom wie im Land verbraucht wird auch im Land erzeugt werden. Dafür bieten Photovoltaik wie Windkraft noch genügend Potenzial. Und ihre neuen Großanlagen liefern den Strom preiswerter als neue Gas- oder Kohlekraftwerke.

Übrigens: Bayern wie Deutschland werden immer abhängiger von Energieimporten aus Russland. Es wird öffentlich kaum diskutiert, aber mit Abstand größter Erdgaslieferant ist Russland. Größter Erdölverkäufer ist ebenfalls Russland und größter Steinkohlelieferer ist auch Russland.

Schlussfolgerung

Dieses erneute Stänkern des Verbandes der Bayerischen Energie und Wasserwirtschaft (VBEW), in dem sehr viele Stadtwerke ihre Interessen vertreten lassen, sollte allen die Augen öffnen, die oberflächlich glauben, Stadtwerke seien natürliche Partner bei der Energiewende. Einige Stadtwerke sind es. Viele hingegen sind es nicht und fördern eine Politik, die sich kaum von der Lobbyarbeit von EON und RWE unterscheidet.

Raimund Kamm