Neue Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik bestätigen: So schafft Bayern die Energiewende nicht
Heute veröffentlichte Zahlen des Landesamtes für Statistik zeigen, dass Bayern den wegfallenden Atomstrom nicht ausreichend mit Strom aus Photovoltaik und Windkraft ersetzt. So macht sich Bayern abhängig von Einfuhren aus Atom- und Kohlekraftwerken und dem Bau subventionierter und klimaschädlicher Gaskraftwerke.
Das Bayerische Landesamt für Statistik hat Zahlen zur sogenannten allgemeinen Versorgung der Elektrizitätswirtschaft für das Jahr 2016 veröffentlicht. Diese Zahlen enthalten jedoch weder die Stromeigenerzeugung der Industrie noch die der kleinen PV- und Biogasanlagen mit einer Leistung unter 1000 Kilowatt.
Die Stromerzeugung der großen Stromfirmen ist gesunken. Die weggefallene Stromerzeugung des AKW Grafenrheinfeld bei Schweinfurt ist nicht durch Stromerzeugung aus Photovoltaik und Windkraft ersetzt worden. Bayern plant weiter, den bisherigen eigenen Atomstrom durch Strom aus anderen Ländern zu ersetzen. Da die Stromverbindungen mit Nord- und Ostdeutschland unzulänglich sind, setzt man auf Stromlieferungen aus Tschechien und Baden-Württemberg wie auch Frankreich. Und somit auf Atom- und Kohlestrom. Für Umweltschützer ein Wahnsinn! Und für Bayerns Wirtschaft ein Nachteil.
Bayern wollte und könnte es besser machen. Im am 19. Juli 2013 von der CSU beschlossenen Bayernplan heißt es vernünftig: „Wir wollen so viel Strom, wie wir in Bayern verbrauchen, in Bayern selbst herstellen.“ Allerdings hat dann die CSU unter H. Seehofer in Berlin zugestimmt, dass der PV-Ausbau in Deutschland auf einem niedrigen Niveau gedeckelt wird. Und in München hat die CSU-Mehrheit im Landtag mit einer 10H-Regelung beschlossen, den Windkraftausbau massiv zu behindern. Zugleich sollen in Bayern subventionierte Erdgaskraftwerke gebaut werden. Hierzu haben jedoch vernünftigerweise Berlin und Brüssel noch nicht ihre Zustimmung erteilt.
Da Bayern viele Stromleitungen nach Baden-Württemberg und Tschechien hat und der Ausbau der Stromverbindungen mit Nord- und Ostdeutschland um viele Jahre verzögert wurde, werden wir immer mehr Atom- und Kohlestrom aus Baden-Württemberg wie auch Frankreich und aus Tschechien einkaufen. Und einige spekulieren auf eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke.
Andere Bundesländer machen es besser: So bauen gerade Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein ihre Windkraft aus und erzeugen mit Erneuerbaren Energien schon etwa so viel Strom wie in den Ländern verbraucht wird. Auch Rheinland-Pfalz, Brandenburg und Niedersachsen kommen in der Energiewende voran. Bayern hingegen lügt sich in die Tasche. So sagte am 5. April bei der Eröffnung einer Fachtagung in München der zuständige Staatssekretär F. Pschierer: „„Bayern ist Vorreiter bei der Energiewende.“
In Wirklichkeit erzeugt Bayern nur etwa 40 Prozent des im Land verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien. Und profitiert hierbei auch noch von der Lage vor den Alpen, wo sich die Wolken abregnen und so viele Wasserkraftwerke möglich sind.
Bayern kann und sollte Dreierlei tun:
- Photovoltaik und Windkraft schwungvoll ausbauen. Neue Anlagen liefern hier den Strom für 6 bis 8 Cent je Kilowattstunde. Billiger als neue Gas- oder Kohlekraftwerke.
- Biogasanlagen flexibilisieren, so dass sie dann viel Strom liefern, wenn PV und Windkraft wenig leisten. Zugleich braucht Bayern zur Nutzung des PV-Stroms am Abend und in der Nacht auch Speicher. Dies können Pumpspeicherkraftwerke wie auch elektro-chemische Speicher werden.
- Den Stromverbund gerade mit Nord- und Ostdeutschland durch den Bau verlustarmer HGÜ-Leitungen verbessern. Denn wetterabhängige Stromquellen brauchen die großräumige Verteilung und den großräumigen Verbund. Moderner Stromverbund hat erheblich weniger Energieverluste und ist somit effizienter und ist auch preiswerter als der Bau von Speichern.
Raimund Kamm