Die Atommülltransporte nach Gundremmingen bergen ungeheuer viel tödliche Radioaktivität
Das AKW Gundremmingen hat unsere Fragen wegen der Atommülltransporte nach Gundremmingen teilweise beantwortet. Ein Transport fand am 6. Februar statt. Der zweite und letzte wird in den kommenden Tagen stattfinden. Der Atommüll besteht aus vermutlich defekten Brennstäben des AKW Gundremmingen, die vor vielen Jahren zur Untersuchung in das Institut für Transurane (JRC-ITU) der Europäischen Kommission nach Karlsruhe transportiert worden waren. Dieses Institut wurde im Jahr 1957 als „Plutonium-Institut“ gegründet.
Der Geschäftsführer des AKW Gundremmingen Heiko Ringel gibt die Radioaktivität der beiden Transporte mit zusammen 0,4 Prozent eines voll beladenen Castors an. Aussagen zur erfragten Menge des transportierten Plutoniums macht er nicht. Auch nicht dazu, was die Untersuchungen an den Brennstäben ergeben haben. Die zwei Siedewasserreaktoren in Gundremmingen hatten sehr viele Brennstabundichtigkeiten. Vermutlich die meisten von allen deutschen AKW.
Wie viel Radioaktivität und wie viel Plutonium sind in den zwei Transporten?
Das Maß für die Radioaktivität ist Becquerel (Bq). Ein Bq bedeutet, dass ein Atomkern pro Sekunde zerfällt. Nachgerechnet: Ein Castor hat laut Genehmigung des Gundremminger Zwischenlagers eine maximale Radioaktivität von 1,2 x 1018 Bq. 0,4 Prozent hiervon sind: 4,8 x 1015 Bq. Das sind also unvorstellbare 4,8 Billiarden radioaktive Kernzerfälle jede Sekunde.
Es heißt, dass rund ein Prozent des Atommülls aus Plutonium (https://www.energie-lexikon.info/plutonium.html https://de.wikipedia.org/wiki/Plutonium ) besteht. Der Münsteraner Professor für Strahlenbiologie Wolfgang Köhnlein bezeichnete vor Jahren Plutonium als einen der gefährlichsten Stoffe auf unserer Erde. Von Natur aus kommt Plutonium nicht vor. Es entsteht erst durch unvermeidliche Nebenprozesse bei der Kernspaltung. Ein Millionstel Gramm eingeatmet führe mit großer Wahrscheinlichkeit zum Lungenkrebs.
In einem Castor sind rund 9500 Kilogramm Atommüll aus Spaltprodukten wie Cäsium-137, Uran und Transuranen wie Plutonium. Plutonium soll knapp ein Prozent ausmachen. Die zwei Atommülltransporte nach Gundremmingen bergen also etwa 38 Kilogramm hochradioaktiven Atommüll. Hiervon sind rund 380 Gramm Plutonium. Rechnerisch könnte man hiermit allen Menschen in Deutschland eine Dosis verpassen, die Lungenkrebs verursachen würde.
Plutonium 239 hat eine Halbwertszeit (in dieser Zeit zerfällt unter Aussendung extremer Strahlung jeweils die Hälfte des Stoffs) von 24.110 Jahren. Das Isotop Plutonium 242 hat eine Halbwertszeit von sogar 375.000 Jahren. Seit Jahrzehnten versuchen die Verantwortlichen in Deutschland ein Endlager zu finden.
Bitter
Diese zwei Atommülltransporte zum Gundremminger AKW machen wiedermal bewusst: Der tödlich strahlende Atommüll bleibt noch auf unabsehbar lange Zeit in Gundremmingen. Und das gefährlich oberirdisch gelagert. Wir brauchen in Deutschland eine Endlagerung in tiefen geologischen Schichten. Empörend, dass die in München Regierenden dies behindern. Und wir müssen möglichst schnell die Atommüllproduktion beenden. Rechnerisch können wir heute alle noch laufenden sechs Reaktoren in Deutschland abschalten ohne dass unsere Stromversorgung zusammenbräche. Je schneller wir die Energiewende durch Ausbau gerade der Photovoltaik und der Windkraft aber auch des Stromverbundes mit verlustarmen HGÜ-Leitungen voranbringen, desto leichter wird das Abschalten der Atom- und auch der Kohlekraftwerke. Unverantwortlich, dass die in Berlin und München Regierenden diese Energiewende weiter torpedieren.
Raimund Kamm