Medienerklärung anläßlich der Sitzung der Plattform Energie Bayern am 12.3.18 im Bay. Wirtschaftsministerium
Bayern macht sich zum Strommangelgebiet
Im Sommer 2017 wies das Institut der Wirtschaft auf die wachsende Abhängigkeit der süddeutschen Bundesländer von Stromimporten hin. Danach hat Bayern über 4,5 Milliarden Kilowattstunden Strom mehr verbraucht als erzeugt.
22.6.2017 https://www.iwd.de/fileadmin/iwd_Archiv/2017_Archiv/iwd.1317.pdf
Da Bayern nur Statistikzahlen bis 2013 vorgelegt hat, stellt sich die Versorgungsbilanz jetzt noch wesentlich schlechter dar: Etwa 20 Milliarden Kilowattstunden jährlicher Stromerzeugung sind durch die Stilllegung von zwei Atomreaktoren in Grafenrheinfeld (2015) und Gundremmingen Block B (2017) weggefallen und zugleich wurde die Energiewende gebremst. Viel zu wenig Photovoltaik und Windkraft wurden zugebaut.
Auch Baden-Württemberg und Hessen haben ähnlich wie Bayern als alte Atomländer große Defizite bei der Stromerzeugung. Doch diese flächenmäßig erheblich kleineren Länder als Bayern haben im Jahr 2017 deutlich mehr Windkraftwerke zugebaut als Bayern. Und dabei ist Bayern das flächenmäßig größte Bundesland Deutschlands.
Heute schon ist Bayern massiv von den Erdgas-, den Erdöl- und sogar den Steinkohleimporten aus Russland abhängig. Nahezu die einzige heimische Energiequelle sind die Erneuerbaren Energien. Große Ausbaumöglichkeiten gibt es für Photovoltaik (weit mehr als die Hälfte der Dächer wird noch nicht genutzt) und für die Windkraft. 10H blockiert die Ausweisung von Bauplätzen für Windkraftanlagen.
Ließen wir die Marktkräfte wirken und teilten Deutschland in zwei oder mehr Strompreiszonen, so würde der Markt darauf drängen, dass in Bayern Kraftwerke gebaut würden. Und am preiswertesten liefern neue Solar- und Windkraftanlagen den Strom. Dank technischer Fortschritte nur noch für 4 – 6 Cent je Kilowattstunde. Tendenz sogar noch weiter sinkend.
Statt immer mehr zum riskanten Strommangelgebiet zu werden, sollte Bayern die Weichen stellen, dass im Land etwa so viel Strom erzeugt wie verbraucht wird. Dies hat vernünftigerweise vor der letzten Landtagswahl die CSU in ihrem Bayernplan auch angekündigt. Oder sollen jetzt Argumente erzeugt werden, die Laufzeit der alten gefährlichen und ohne Entsorgung laufenden AKW zu verlängern?
Raimund Kamm