2023-2 Alte und weiter geltende Argumente gegen Atomkraft

 Erstellt: 21.6.23 | Stand: 12/12/24 

 Die Atomkraft ist eine faszinierende Technik. Durch die man,  wenn man andere verführt, auch viel Geld bekommen und Macht erringen kann 

 Doch die Gegenargumente sind seit Jahrzehnten klar – und leider gibt es neue 

In einem AKW ist ungeheuer viel Energie konzentriert. Viel mehr als in jeder anderen technischen Anlage. Es gibt viele Sicherheitssysteme, um diese Energie zu bändigen. Doch  

  1. Ein AKW ist ein komplexes System. Nie lassen sich alle Zustände voraussehen oder simulieren. Und manche eingebauten Fehler (latente Fehler) werden erst nach Jahren oder Jahrzehnten in einer so nicht einkalkulierten Situation wirksam. So war es in Tschernobyl, so war es in Fukushi-ma. 
  2. In einem AKW und auch in den Lagern für hochradioaktiven Atommüll steckt ungeheuer viel töd-liche Radioaktivität. Im Fall des Falles hängt es vom Ablauf des Anschlags oder Unfalls und von der Windrichtung ab, wer verstrahlt oder vertrieben wird. 
  3. Wegen dieser übergroßen Risiken (Wahrscheinlichkeit mal Schadensausmaß) hat kein AKW ei-ne risikogerechte Haftpflichtversicherung. Im Fall des Falles springt der Staat ein oder die Ge-schädigten sind arm dran. 
  4. Auch sieben Jahrzehnte nach Beginn der Nutzung der Atomkraft gibt es noch keine Entsorgung. Der im AKW erzeugte Atommüll bleibt über 1 Million Jahre tödlich strahlend. Ein Verbrechen an unseren Nachkommen! 
  5. Schon der Uranabbau macht die Leute krank und tot. Meistens findet er in fernen Ländern wie Kasachstan, Namibia, Mali, … statt und ist so außerhalb unserer Wahrnehmung. Doch die über zehntausend Toten und noch mehr Kranken durch den Uranabbau in der ehemaligen DDR (war zeitweise der größte Uranlieferant der Erde) mahnen auch uns in Deutschland. Russland ist heu-te mit Kasachstan der mächtigste Uranlieferant. Auch 2024 gibt es wegen der Abhängigkeit des Westens vom russischen Spaltstoff anders als bei Erdgas, Erdöl und Steinkohle noch kein Em-bargo gegen russisches Uran und russischen Spaltstoff. 
  6. Die zivile Atomtechnik beinhaltet fast alle Komponenten, die man zum Bau von Atomwaffen braucht. Deswegen streben heute auch Länder wie Polen, Ägypten, die Türkei, Bangladesch, die Arabischen Emirate, Vietnam usw. nach AKW. Andere Energietechniken wären billiger. Man be-achte: Alle fünf ständigen und mit einem Vetorecht ermächtigten Mitglieder des Weltsicherheits-rats sind Atomwaffenstaaten. Noch nie wurde ein Atomwaffenland militärisch angegriffen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hatte die Ukraine die drittmeisten Atomwaffen der Welt und gab sie an Russland gegen eine Nichtangriffszusicherung ab. Heute versucht Russland sogar, die Unter-stützer der überfallenen Ukraine mit der Drohung eines Atomwaffeneinsatzes einzuschüchtern.
  7. Im Fall von Kriegen und Terroranschlägen sind Atomanlagen Minen, die von anderen gezündet werden können. Und dann Gnade den betroffenen Gemeinden und Landkreisen …
  8. Der Strom aus neuen AKW ist sogar ohne Endlager- und Unfallrisikokosten mehrfach so teuer wie der aus modernen Solar- und Windkraftanlagen. Das zeigt eine Fraunhofer Studie.

Stromgestehungskosten Deutschl. in ct/kWh für 2024 neu gebaute Kraftw. (Fraunhofer ISE) 

2024-8 https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/presseinformationen/2024/2024_ISE_d_PI_Photovoltaik-mit-Batteriespeicher-guenstiger-als-konventionelle-Kraftwerke%20.pdf oder https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1491005/umfrage/stromgestehungskosten-verschiedener-energietraeger/ Energiequelle  Cent/kWh  Anmerkungen 
PV, Photovoltaik  4,1 – 14,4  a) 
Landwindkraft  4,3 – 9,2  b) 
Seewindkraft  5,5 – 10,3  b) 
Biogas  20,2 – 32,5  c) 
Feste Biomasse  11,5 – 23,5  d) 
GuD, Gas- u. Dampfkombikraftwerk  10,9 – 18,1  e) 
Gasturbine  15,4 – 32,6  e) 
Braunkohle  15,1 – 25,7  f) 
Steinkohle  17,3 – 29,3  f) 
AKW  13,6 – 49  g) 

a) abhängig von der Größe u. Sonneneinstrahlung am Standort b) abhängig von standortspezifischen Baukosten und dem dortigen Winddargebot c) Wärmeerträge v. Stromgestehungskosten abgezogen, abhängig v. Betriebsstun-den/a d) Energieholz, Wärmeerträge v. Stromgestehungskosten abgezogen e) abhängig v. Betriebsstunden/a f) Be-triebsstunden/a werden durch mehr EE-Strom sinken g) externe Kosten für Großunfallrisiken u. Endlagerung nicht berücksichtigt, abhängig v. Betriebsstunden/a 

9. Und die Kernfusionsversprechen der Herren Merz und Söder? 

Vor über 50 Jahren faszinierte mich Anfang der 1970er Jahre ein Artikel in Bild der Wissenschaft. Darin wurde die Kernfusion als die große Zukunft ab etwa dem Jahr 2000 dargestellt. 

Stand der Dinge 2024
In der Sonne wird die riesige Energie durch Kernfusion erzeugt. Dabei werden leichte Atomkerne verschmolzen. Das Verschmelzen geschieht bei extremen Temperaturen von über 15 Millionen Grad Celsius und noch extremerem Druck von 100 – 200 Milliarden bar. Da so ein Druck technisch nicht erzeugt werden kann, muss bei Fusionsreaktoren die Temperatur noch höher sein.
Die Atommüllprobleme von Fusionsreaktoren sind kleiner als die von Spaltreaktoren. Allerdings bereitet das für die Fusion erforderliche krebserregende Tritium Sorgen.
International kooperieren die Staaten mit Milliardensummen beim Bau von Forschungseinrichtungen für Fusionsversuche. Private Unternehmen sammeln zig Millionen mit dem Versprechen, Fusionskraftwerke bauen zu können. Überzeugende Modelle zeigen sie nicht. Experten meinen, dass selbst bei nicht zu erwartenden Sprungfortschritten auch 2050 noch kein stromlieferndes Fusionskraftwerk existieren werde. Dass bis dahin aber wegen der existenziellen Gefahr für die Menschheit durch die Erderhitzung Erdgas, Erdöl und Kohle durch Erneuerbare Energien abgelöst sein müssen. Das geht nur mit Ausbau von Solar und Windkraft mit Speichern. 

Wikipedia: Fusionsenergie. (abgerufen 3.12.24) 

Jan. 24. BASE: „Kernfusion“
Juli 24. Max-Planck-Gesellschaft: „Brennpunkte der Kernfusion“
Sept. 24. Leopoldina, acatech u.a.: „Ist Kernfusion eine Energiequelle der Zukunft?“
Nov. 24. Süddeutsche Zeitung: „Kernfusion – ist das die Stromquelle der Zukunft?“ 

10. Über 90 % der jetzt weltweit gebauten Kraftwerkskapazitäten sind für die Nutzung Erneuerbarer Energie. Hauptsächlich Solar und Windkraft. PV-Magazin 9.10.24 

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