E-Mobilität wird bald durchbrechen

Das Interesse an E-Autos wächst rasant. In der öffentlichen Diskussion werden manchmal Probleme beschworen, wie: Es gebe zu wenige Lademöglichkeiten und das Laden dauere zu lange. Oder: Wo soll der zusätzlich erforderliche Strom herkommen?

Renault ZOE

Renault ZOE

Alle drei Aufgaben sind jedoch gut lösbar. Dafür müssen wir nur ein wenig umlernen: Vom Volltanken zum Nachladen und Photovoltaik wie Windkraft konsequent ausbauen. Und drittens: E-Autos und E-Bikes mit dem Zugverkehr (Öffentlichen Personenverkehr, ÖPV) verknüpfen.

 

Drei Leitgedanken für eine bessere Energie- und bessere Verkehrspolitik

Energiewende mit 3 x E           Energiesparen, Energieeffizienz, Erneuerbare Energie

Verkehrswende mit 3 x V       Vermeiden, Verlagern, Verbessern

 

  1. E-Autos fahren nicht extra Tanken, sondern laden, wenn sie ohnehin stehen. Im Schnitt fahren Deutschlands PKW 14.000 km im Jahr. (Kraftfahrzeugbundesamt 21.6.16) also rund 40 km pro Tag. Das heißt in gut 23 von 24 Stunden stehen sie. Viel Zeit zum Laden.
  2. Normale E-Autos werden beim Parken laden. Also nicht „Vollladen“ sondern „Nachladen“. Dies ist auch für den Akku günstiger. Die Ladezeiten wird man flexibel wählen: Werden Parkplätze beim Arbeitsplatz mit PV-Modulen überdacht, werden dort in den Mittagsstunden die Autos geladen. Ähnlich auch beim häuslichen Parkplatz. Gut denkbar, dass E-Autos dann vorrangig laden, wenn die Windkraftwerke preiswerten Windstrom liefern. Denkbar auch, dass innovative Firmen Straßenlaternen zu Ladestation machen.
  3. Extraladen. Jetzt im Jahr 2017 wird für neue E-Autos eine Reichweite von 300 – 400 km genannt. Damit sind schätzungsweise 99 % aller Fahrten abgedeckt. Muss doch extra geladen werden, wird man dies an Ladestationen beispielsweise an bisherigen Tankstellen mit weiteren Servicefunktionen tun können.
  4. Energieverbrauch. Für das derzeit meist verkaufte E-Auto in Deutschland, den Kleinwagen Renault Zoe, wird als realistischer Verbrauch genannt (FAZ 1.2.17 SZ 9.12.16): 15 Kilowattstunden (kWh) je 100 km. Mit einer kWh kann man somit 6,7 km fahren. Für das Luxusauto Tesla werden Verbräuche von 16 – 24 kWh/100 km genannt. Mit einer kWh kann ein Tesla somit 4 – 6 km fahren. Zum Vergleich: Ein Dieselauto verbraucht beispielsweise 6 l/100 km. Da 1 l etwa 10 Kilowattstunden Energie enthält, sind dies 60 kWh/100 km.

Im Bild Tesla Schnellladestation. Die sind so an den Autobahnen verteilt, dass Fernfahrten gut möglich sind. In 30 Minuten kann für fast 300 km geladen werden

 

  1. Ladezeit beim Extraladen. An der normalen Steckdose kann mit 2 – 3 Kilowatt (kW) geladen werden. Wenn das Auto 5 Stunden lädt, bekommt es 10 – 15 kWh.

An einer Drehstromsteckdose, die in vielen Garagen, Scheunen, Werkstätten usw. vorhanden ist, wird mit gut 11 kW geladen. In fünf Stunden also 55 kWh. Supercharger von Tesla können mit 120 kW laden. In 30 Minuten für fast 300 km.

  1. Treibstoffkosten. Bei heutigen Stromkosten von 29 ct/kWh kosten 100 km mit einem Zoe also 4,35 € für den Treibstoff. Wer seinen Strom mit eigener PV für 12 ct/kWh erstellt, kann für 1,8 € Stromkosten die 100 km fahren. Und der Preis für Strom aus PV wie Windkraft wird weiter sinken.
  2. Stromversorgung. Ein 14000 km im Jahr fahrendes E-Auto braucht so viel Strom, wie 2 Kilowatt PV erzeugen. Das sind etwa 15 qm (3 x 5). Ein modernes Windkraftwerk kann rund 4000 E-Autos mit Strom versorgen. Die Ladezeiten können durch moderne Netztechnik mit den Produktionszeiten der tageszeit- und wetterabhängigen PV- und Windanlagen abgestimmt werden.
  3. ÖPV + E-Autos. Unsere Städte und Straßen sind überfüllt. Zu viel Autoverkehr verunstalten und vergiften Stadt und Land. Der Autoverkehr muss weniger werden! E-Autos können dabei helfen, da sie voraussichtlich einfacher als heutige Autos werden. Man kann auf dem Land gut mit ihnen zum nächsten Bahnhof (Park & Ride) fahren. Bewohner der Städte, die dort kein Auto brauchen, können nach einer Bahnfahrt am Zielort ein E-Auto mieten. Oder ein E-Bike oder E-Roller- also ein E-Vehikel

 

Noch ist das E-Auto-Angebot unbefriedigend. Überblick 2017. Bald wird es bessere Modelle geben.

Fazit:

Wir brauchen eine Energie- und eine Verkehrswende. E-Vehikel können dabei helfen. Ihre Vorteile sind, wenn sie mit Strom aus PV und Windkraft geladen werden, riesig: Tausende Menschen im Jahr werden allein in Deutschland nicht mehr ihre Gesundheit und ihr Leben infolge Feinstaub und Stickoxiden gerade von Dieselautos verlieren. Und rund ein Fünftel der CO2-Emissionen werden vermieden. Die Technik ist vorhanden und wird schnell weiterentwickelt.

 

Fehlerhinweise oder Verbesserungsvorschläge bitte an: r.Kamm@anti-akw.de Danke!